Ich möchte gerne zeigen, wie man herausfinden kann, was es mit diesem Licht in 1. Mose 1,3 auf sich hat. Zunächst eine Beobachtung. In 2. Korinther 4,6 sagt der Apostel Paulus folgendes:
„Denn der Gott, der sprach: Aus Finsternis leuchte Licht, ist es, der in unsere Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi.“
Hier macht der Apostel Paulus eine Anspielung auf 1. Mose 1,3 und spricht von dem Gott, der damals gesagt hat: „Es werde Licht.“ Paulus zieht eine Parallele zur Bekehrung: Das Licht des Evangeliums leuchtet bei der Bekehrung in das finstere Herz hinein. Dieser Bezug hat im Zusammenhang mit der in Apostelgeschichte 9 berichteten Bekehrung des Apostels Paulus eine besondere Bedeutung. Was Paulus vor Damaskus sieht, ist das Strahlen dieses Lichts aus dem Himmel. Er erzählt noch zweimal von diesem Ereignis, nämlich in den Kapiteln 22 und 26 der Apostelgeschichte. Wer seine Beschreibung des Lichts in den verschiedenen Berichten sorgfältig vergleicht, dem fällt eine Steigerung in der Beschreibung der Helligkeit auf. In Apostelgeschichte 26 sagt er sogar, dass dieses Licht, das um die Mittagszeit erschien, den Glanz der Sonne übertraf.
Was war dieses Licht? Es handelte sich um das Licht aus der Gegenwart Gottes. In Daniel 2 lesen wir, dass das Licht bei Gott in seiner Gegenwart wohnt. Dieses Licht ließ Gott bei der Bekehrung des Saulus leuchten. Genau dieses Licht leuchtete damals in 1. Mose 1,3 am ersten Schöpfungstag in die Finsternis der Erde hinein. Die Erde war in diesem Moment im Zustand von Wüstheit und Leere (hebr. „tohu wabohu“). Finsternis lag über der Tiefe. Plötzlich leuchtete dieses Licht in die Finsternis hinein. Das Licht war örtlich begrenzt, genauso wie das Licht in der Bekehrungsgeschichte von Saulus. Es war nicht das Licht der Sonne. Dieses schuf Gott gemäß dem Schöpfungsbericht erst am 4. Tag. Aber ab dem 4. Tag übernahm die Sonne die Funktion des Lichtes, das während der ersten drei Tage geleuchtet hatte.
Damit wollte Gott uns etwas sagen: Man sieht in den Schöpfungstagen die Entwicklung von der Bekehrung bis zur Vollendung. Gott handelt also so, dass er damit auch gleich eine Botschaft verkündigt. Ganz wichtig für Israel ist die Tatsache, dass die Sonne nicht unbedingt nötig war. Gott hätte dieses Licht auch weglassen können, aber er hat es eingesetzt am 4. Tag, um einfach eine dienende Funktion zu erfüllen. Das war für Israel sehr wichtig, u.a. als sie sich in Ägypten aufhielten. Dort waren sie umgeben von einer Religion, wo der wichtigste Gott die Sonne war. Sie lernten aber aus den Handlungsweisen Gottes in der Schöpfung, dass die Sonne zum einen nur eine Lampe war und kein Gott, und zum anderen eine Lampe, die nicht unbedingt nötig wäre, weil Gott dieses Licht auch anders scheinen lassen könnte, nämlich als Licht aus seiner Gegenwart. So wird auch der zukünftige Zustand beschrieben:
„Und die Stadt bedarf nicht der Sonne noch des Mondes, damit sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes hat sie erleuchtet, und ihre Lampe ist das Lamm.“ (Offenbarung 21,23)
„Und Nacht wird nicht mehr sein und kein Bedürfnis nach einer Lampe und dem Licht der Sonne; denn der Herr, Gott, wird über ihnen leuchten, und sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ (Offenbarung 22,5)
Weitere Fragenbeantwortungen zum Thema „Schöpfungsbericht“ findet man hier: Schöpfungslehre