Sowohl im AT als auch im NT finden wir die wunderbare Botschaft, dass auch Blutschuld vergeben wird:
König David hatte sich mit der Beseitigung Urijahs eine grosse Blutschuld aufgeladen. Erst nach einer Verstockung von 9 Monaten kam er zur Busse:
«Ich habe gegen den HERRN gesündigt!» (2. Sam 12,13).
Sogleich konnte der Prophet Nathan die befreiende Antwort geben:
«So hat auch der HERR deine Sünde hinweggetan, du wirst nicht sterben.»
Er hätte den Tod verdient. Aber Gottes Gnade war auch im AT da. David durfte sogar weiterhin König in Israel sein, den künftigen Tempel vorbereiten und als Psalmendichter im Segen wirken. Psalm 51 ist ein beredtes Zeugnis von Gottes Gnade im Blick auf Mord und Ehebruch, wenn ein Mensch von Herzen umkehrt.
In Jesaja 1,18 wird ausdrücklich bezeugt, dass Gott auch vergibt, wenn Sünden „blutrot“ sind:
«Kommt denn und lasst uns miteinander rechten, spricht der HERR. Wenn eure Sünden wie Scharlach sind, wie Schnee sollen sie weiß werden; wenn sie rot sind wie Karmesin, wie Wolle sollen sie werden.»
Mit „Scharlach“ und mit „Karmesin“ ist eine Farbe gemeint, die man aus den Würmern der Kermesschildlaus gewann. Diese Farbe ist ein leuchtendes Rot, das dem Farbton des menschlichen arteriellen Blutes entspricht. Die Botschaft ist klar: ‘Selbst wenn ihr Blutschuld auf euch geladen habt, gibt es Vergebung, wenn ihr umkehrt und Busse tut!’
Die Volksmenge vor Pilatus nahm ganz bewusst Blutschuld auf sich, als sie die Kreuzigung des HERRN Jesus forderten (Matthäus 27,23) und dazu sagten:
«Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!» (Matthäus 27,25)
Dennoch hat der HERR Jesus am Kreuz für seine Feinde gebetet:
«Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!» (Lukas 23,43)
Durch alle Jahrhunderte haben Juden bei ihrer Bekehrung Gottes herrliche Zusage erfahren, die im letzten Vers des Propheten Joel steht:
Joel 4,21: „Und ich werde sie von ihrem Blut reinigen, von dem ich sie nicht gereinigt hatte!“ (so wörtlich nach der Elberfelder Übersetzung)
Die Sache ist völlig klar. Wenn heute jemand schuldig geworden ist, darf er genau wie damals in dem Opfer des HERRN Jesus völlig zur Ruhe kommen!
Julius Anton von Poseck (1816-1896), der an der Elberfelder Übersetzung mitbeteiligt war, hatte diese Wahrheit so schön in dichterische Worte gefasst, die Wilhelm Brockhaus später sehr ausdrucksvoll und passend vertonte – siehe Liederdatenbank (externer Link):
- Auf dem Lamm ruht meine Seele, betet voll Bewund‘rung an. Alle, alle meine Sünden hat sein Blut hinweggetan.
- Sel‘ger Ruhort! Süßer Friede füllet meine Seele jetzt. Da, wo Gott mit Wonne ruhet, bin auch ich in Ruh gesetzt.
- Ruhe fand hier mein Gewissen, denn sein Blut, o reicher Quell, hat von allen meinen Sünden mich gewaschen rein und hell.
- Und mit süßer Ruh im Herzen geh ich hier durch Kampf und Leid, ewge Ruhe find ich droben in des Lammes Herrlichkeit.
- Dort wird ihn mein Auge sehen, dessen Lieb mich hier erquickt. Dessen Treue mich geleitet, dessen Gnad mich reich beglückt.
- Dort besingt des Lammes Liebe seine teur erkaufte Schar, bringt in Zions selger Ruhe ihm ein ewges Loblied dar.