Wenn man alle Stellen in den Evangelien zusammennimmt, wo der Herr Gleichnisse einführt, so stellt man fest, dass die Evangelisten immer schreiben, dass es sich um ein „Gleichnis“ handelt. Weiter haben Gleichnisse folgende Eigenschaften: Es werden nie Eigennamen von Personen genannt, auch keine historischen Personen erwähnt. Gleichnisse erzählen meist eine beispielhafte Geschichte, die so immer wieder vorkommt oder wie sie genauso passieren könnte.
Hier in der Geschichte vom reichen Mann und dem armen Lazarus wird nicht erwähnt, dass es sich um ein Gleichnis handelt. Es werden hier Eigennamen verwendet wie Lazarus, Abraham, Mose und die Propheten. Dies sind historisch bekannte Personen (Abraham, Mose und die Propheten). Das alles widerspricht der literarischen Form der Gleichnisse im Neuen Testament und den Eigenschaften der Gleichnisse in der Bibel, wenn man sie miteinander vergleicht.
Doch warum sagen einige, dies sei ein Gleichnis? Das ist die wichtige Frage, und es ist leider so, dass sie diese Geschichte damit abschwächen möchten. Man müsse dies nicht so ernst nehmen, weil es ja “nur“ ein Gleichnis sei. Dass hier Lazarus im Schoss Abrahams ist und getröstet wird, und dass Abraham mit dem reichen Mann sprechen kann, müsse man nicht wörtlich verstehen.
In Lukas 16 steht aber deutlich, dass der Reiche im Hades bei vollem Bewusstsein ist und unmittelbar nach dem Tod Qualen leidet! Das Gespräch zwischen Abraham und dem reichen Mann wird so erzählt, dass es tatsächlich stattgefunden hat. Dies als Gleichnis “abzutun“, ändert nichts an dieser Tatsache.
Auch bei einem Gleichnis bedeutet eine Handlung immer etwas Reales, wie zum Beispiel im Gleichnis vom Sämann in Matthäus 13,3-8. Hier würde niemand behaupten, es gäbe keinen, der Samen auf einen wirklichen Acker sät. Oder im Gleichnis vom Schleppnetz in Matthäus 13,47-48. Solche wirklichen Schleppnetze wurden tatsächlich in reales Wasser in den existierenden See Genezareth ausgeworfen. Oder die Witwe und der ungerechte Richter in Lukas 18,3-8. Solche Witwen, deren Recht mit Füßen getreten wird, die gibt es wirklich und solche ungerechten Richter, die gibt es leider auch wirklich.
Die Tatsache, dass etwas ein Gleichnis ist, bedeutet also nicht, dass dies nicht der Wirklichkeit entspricht. Darum halten wir fest: Selbst wenn in Lukas 16 stehen würde, dies sei ein Gleichnis, würde das seine Bedeutung einer Beschreibung von der Realität des Jenseits nicht aufheben. Selbst dann würde aus dem Gleichnis klar werden, dass man nach dem Tod als Verlorener in den Hades kommt, den Ort der Qual.
Dort ist man bei vollem Bewusstsein. Als Wiedergeborener wird man von Engeln in den Schoss Abrahams getragen, d.h. das Paradies, und wird dort getröstet. Abraham selbst, der vor Jahrtausenden verstorbene Patriarch, ist dort im Paradies und bei vollem Bewusstsein. Er kann sogar mit verlorenen Menschen auf der anderen Seite sprechen.